Der Weg zum natürlich gesunden und leistungsstarken Huf
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Auswirkung zu hoher Eckstrebenwände
Das falsche Verständnis für den Huf und die Funktion der Eckstrebe und die Auswirkung für Huf und Pferd
Die Eckstreben sind ein Teil der Hufwand. Sie besitzen eine weiße Linie und werden ebenfalls aus Blättchenhorn gebildet. Das heißt, dass die Eckstrebenwände dementsprechend hart sind und sich oftmals kaum abnutzen.
Die Eckstreben entstehen an der Umbiegestelle der Trachtenwand zur Eckstrebenwand, verlaufen in gerader Linie entlang des Strahls und reichen bis zur weitesten Stelle des Hufes. Und wie ihr Name bereits sagt, strebt sie die „Ecken des Hufes“. Das heißt, dass ihre Aufgabe darin besteht, den hinteren Teil des Hufes auseinander und aufrecht zu halten. Wir erinnern uns: im hinteren Teil der Hufkapsel befindet sich das Strahl- und Ballenpolster, Hufknorpel und das eher weichere Strahlhorn, während sich im vorderen Hufbereich das Hufbein befindet, welches wiederrum von der sehr stabilen, harten Hufwand geschützt wird. Während die vordere Hufhälfte recht starr und stabil ist, ist die hintere Hälfte des Hufes dagegen beweglich und nachgiebig.
Die Eckstrebe hält den Huf im hinteren Bereich aufrecht und verhindert, dass der Huf sich zusammenzieht oder zu sehr in die Breite geht. Sie gibt Stabilität und lässt gleichzeitig die so wichtige Beweglichkeit im hinteren Hufabschnitt zu. Das funktioniert aber nur, wenn sie nicht „zu lang“ ist.

Meistens wird die Eckstrebe kaum bis gar nicht bearbeitet. Gerade manche Naturhufbearbeiter/innen stellen die Theorie auf, Eckstrebe und Strahl müsse man nicht bearbeiten, die nutzen sich von alleine ab. Das mag vielleicht in der freien Wildbahn (je nach Untergrund) so sein. Doch den meisten domestizierten Pferden fehlt die Möglichkeit, sich ausreichend und auf geeigneten Böden zu bewegen, damit sich die Hufe "optimal" abnutzen können.
Oder es wird davon geredet, dass wenn die Eckstrebe zurückgeschnitten wird, man sie damit "rausschneidet" (was schon mal gar nicht möglich ist) und der Huf dann eng wird.
Treffen wir uns doch einfach in der Mitte und denken darüber nach. Ich habe die Eckstreben auch lange Zeit nicht wirklich beachtet und kaum bearbeitet. Und mir war auch lange Zeit nicht bewusst, welche Probleme eine nicht oder nicht ausreichend bearbeitete Eckstrebe verursachen kann. Doch je mehr ich mich mit dem Inneren der Hufkapsel beschäftigt und bewusster hingeschaut habe, um so mehr habe ich erkannt, wie wichtig es ist, DEN GANZEN HUF ZU BEARBEITEN.

Wird die Eckstrebe nicht abgenutzt oder nicht/nicht ausreichend zurückgeschnitten, dann wird sie „zu lang“. Und da das Horn der Eckstreben genauso hart ist wie die Hufwand, „hebelt“ die Eckstrebenwand irgendwann nach innen. (Zur vergrößerten Ansicht bitte auf das jeweilige Bild klicken)

Huf mit ausgeprägten, gerade verlaufenden, aber zu hohen Eckstreben, der anschaulich zeigt, dass Eckstreben aus Wandhorn bestehen. Die Eckstrebe links im Bild verläuft bis zur weitesten Stelle des Hufes (da die Hufkapsel durch eine lange Zehe nach vorne gezogen ist, ist die vordere Hufhälfte länger und dabei wird auch die weiteste Stelle des Hufes "verlängert"). Die Eckstrebe rechts im Bild ist höher wie die linke und kippt bereits über die Sohle.


Blick in das Innere der Hufkapsel. Die Eckstrebe besteht aus Röhrchenhorn und ist Teil der Schutzschicht (Wandhorn) der Hufkapsel. Sie besitzt ebenfalls die aus Blättchenhorn bestehende Verbindungsschicht (rote Markierung). Die zu hohe Eckstrebenwand hebelt nach oben/innen in das weiche Strahlpolster und beteiligt sich damit an der Zwanghufbildung.


Eine zu hohe, starke Eckstrebenwand macht den hinteren Hufabschnitt starr und behindert die Bewegung. Wird sie zu wenig bis gar nicht bearbeitet, hat das die fatale Folge, dass die „zu hohe“ Eckstrebenwand, da sie nach unten Bodenkontakt hat, nach innen in das weiche Strahl- und Ballenpolster hebelt. Und zwar nicht nur nach oben, sondern gleichzeitig auch nach Innen in Richtung mittlere Strahlfurche. So fördert man einen Sohlenzwang, Zwanghufbildung und Hufrollenprobleme.

Huf mit ausgeprägten, starken und viel zu hohen Eckstrebenwänden. So ist im hinteren Hufabschnitt kein gesunder Hufmechanismus mehr möglich. Für das Pferd höchst unkomfortabel bis schmerzhaft, eine gesunde Trachtenlandung eher unwahrscheinlich...


der Blick in das Innere der Hufkapsel: die Eckstrebenwände hebeln nach innen in die Hufkapsel, drücken das Sohlenhorn mit nach oben, so dass es zu einem Sohlenzwang kommt. Der Huf zieht sich im hinteren Hufbereich zusammen, der Strahl wird in die Enge gedrängt, eine Zwangsituation entsteht…


Die Eckstrebe verläuft bis zur weitesten Stelle des Hufes und liegt damit unter dem Hufrollenbereich. Hebelt nun die Eckstrebenwand nach innen in das Hufpolster, drückt sie damit auch auf die tiefe Beugesehne, den Schleimbeutel und das Strahlbein.

die nach innen hebelnde zu hohe Eckstrebenwand übt Druck auf den Hufrollenbereich und damit auf das Strahlbein aus

Zudem wird das Hufbein durch den so entstandenen Sohlenzwang (Sohle wölbt sich zu stark nach innen) und den harten Eckstrebenwänden im hinteren Bereich nach oben gehebelt. Durch das steilgestellte Hufbein erhöht sich der Druck auf den Hufrollenbereich, vor allem bei Belastung.

Blick in das Innere eines stark ausgeprägten Zwanghufes mit hohen, nach innen hebelnden Eckstreben, die in den Hufrollenbereich hineindrücken, was besonders bei Belastung negative Auswirkungen auf den gesamten Hufrollenbereich hat. Dies führt zu Schäden am Strahlbein, die Pfeile markieren den Knochenabbau am Strahlbein, der durch den permanenten Druck der zu langen Eckstrebe entsteht...


Viele Pferde mit der Symptomatik einer Hufrollenerkrankung leiden unter nach innen hebelnden, zu langen Eckstrebenwänden in Kombination mit einer Zwanghufbildung. Es ist traurig, immer wieder zu erleben, dass viele Pferde mit orthopädischen Beschlägen und verschiedenen Therapieansätzen auf lange Zeit in dieser unangenehmen bis sehr schmerzhaften Situation festgehalten werden und dann innerhalb weniger Wochen lahm- und schmerzfrei sind, wenn dann endlich mal jemand kommt, und die Eckstreben kürzt. Und wenn tatsächlich eine Hufrollenproblematik vorhanden ist, ist es für die Pferde eine enorme Erleichterung, wenn die Eckstrebe ausreichend gekürzt wird, um den Druck auf den entzündeten oder krankhaft veränderten Bereich zu nehmen.
Von den immensen emotionalen und finanziellen Belastungen für die Pferdebesitzer einmal abgesehen, müssen wir endlich darüber nachdenken, was wir den Pferden antun, wenn wir nicht selbstständig denken und handeln.

… die Beugesehnenfläche des Strahlbeines zeigt typische Veränderungen und Entzündungen, die durch die Fehlbelastung einer zu steil stehenden Hufkapsel (hohe, untergeschobene Trachten, lange Ecksstreben, Hufbein nicht bodenparallel) entstehen.


Zudem hebeln hohe Eckstrebenwände den hinteren Hufbereich hoch, das Hufbein verliert seine Bodenparallelität und so beginnt bereits das leidige Drama der untergeschobenen Trachte, der langen Zehe, der Hufbeinsenkung, der Separation der Zehenwand und der Hufbeinrotation… Alles im Huf ist miteinander verbunden, das eine bedingt das andere…

die Sicht in die halbierte Hufkapsel mit hohen Trachten und sehr hohen, stark nach innen hebelnden Eckstrebenwänden. Das Hufbein wird durch die nach innen-oben gezwängte Sohle in die Rotation gehebelt. Im Zehebereich erkennt man die überdehnten Hornlamellen, die den Hufbeinträger schwächen und zur Separation der Zehenwand führen. Des weiteren ist die ursprüngliche Position des Hufbeins zu erkennen, und wie stark das Hufbein durch die Hebelwirkung abgesunken ist.


Und es ist schon seit längerem bekannt, dass genau diese Vorschädigungen in der Hufkapsel die Vorläufer für eine Hufrehe sind. Aber die Szene schaut weiter weg, es wird weiterhin an veralteten Theorien festgehalten - und die Pferde in verkrüppelten, deformierten, kaputten Hufen...

halbierter chronischer Rehehuf mit viel zu hohen Eckstreben und Trachtenwänden.


die rechte Hälfte des chronischen Rehehufes (damit die Hufhälfte stehen bleibt, wurde der Strahl unterlegt). Die hohe Eckstrebenwand (durch Unterlage verdeckt) hebelt das Strahl- und Ballenpolster nach oben, so das dieses zusammengepresst wird und atrophiert. Hufbein und Strahlbein werden nach oben gehebelt - damit verliert sich die natürliche Winkelung des Hufgelenkes : die Zehenachse wird "steil", es fällt vermehrt Gewicht auf die vordere Hälfte des Hufgelenkes. Die durch die Hufrehe entzündete Lederhaut der Zehenwand wird weiterhin ständig überlastet und überdehnt, da das Hufbein durch die hohen Trachten und Eckstrebenwände steil gestellt wird. So kann keine Heilung stattfinden, die Lederhautlamellen der Zehenwand werden weiterhin ständig überreizt und sind chronisch entzündet. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns eingestehen, dass diese Form der Hufbehandlung unter "Tierquälerei" fällt.


die linke Hufhälfte bearbeitet (Zehenrichtung noch nicht optimiert, Zehenwand noch nicht bearbeitet). Winkelung und Belastung haben sich verbessert, dass abgesunkene Hufbein ist bereits etwas höher gekommen, die Situation für die Lederhaut ist entspannter …


Und wenn die Eckstreben und den Strahl nicht (ausreichend) zurückgeschnitten werden, dann kann man natürlich auch die Trachten nicht auf ihre natürliche Höhe zurücktrimmen und damit auch nicht die Auflagefläche der hinteren Hufhälfte zurücksetzen, so dass der Huf die Gliedmaße optimal(er) unterstützen kann.

zu "steil" stehender Huf mit hohen Eckstrebenwänden. Die Hufhälfte vorne im Bild wurde bearbeitet.


der Huf mit nur einer bearbeiteten Hufhälfte (rechts im Bild) abgestellt. Die Entspannung der rechten Hälfte ist nicht zu übersehen und damit auch nicht zu leugnen.


Da kommt es also zu immensen Schäden innerhalb der Hufkapsel, die im schlimmsten Fall eine Hufrehe begünstigen und für die Pferde Schmerzen und oft lange Leidenswege bedeuten, weil der Mensch an Bearbeitungstheorien festhält oder eventuell unter extremen Desinteresse an seiner eigenen Arbeit leidet.
Bitte lasst uns aufwachen und genauer hinschauen. Anstatt alles nur ungefragt wiederzukäuen und wie eine blökende Schafherde in eine Richtung zu rennen (die für viele Pferde irgendwann auf der Schlachtbank endet), müssen wir anfangen, langehegte und offensichtlich nicht funktionierende Theorien zu hinterfragen. Machen wir uns bewusst, dass es ein lebendiges Wesen ist, das in seiner Gesundheit geschädigt wird. Das sollte mehr zählen als das rechthaben des Egos.

©Manu Volk


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