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Die Entzündung der Huflederhaut
aseptische und septische Huflederhautentzündung
Eine Entzündung ist eine Abwehrreaktion des Organismus und der Gewebe. Sie kann Folge einer infektiösen (Viren, Bakterien, Pilze), physikalischen (Temperatur, Strahlung), mechanischen (Reibung, Schlageinwirkung, Druck, Prellung), chemischen (Säuren, Basen) oder körpereigenen Reizung (Tumore) sein.
Die Symptome der Entzündung sind
• Rötung
• Schwellung
• Wärme
• Schmerz
• gestörte Funktion

Entzündung der Huflederhaut

Eine Entzündung der Huflederhaut unterscheidet sich von Entzündungen der behaarten Haut, da die Lederhaut von der festen und harten Hufkapsel umschlossen ist. Schläge von außen gegen die Hufkapsel oder eine Lageveränderung des Hufbeines von innen können Quetschungen oder Überdehnungen der Lederhaut verursachen. Spannungen einer deformierten und fehlbelasteten Hufkapsel können ebenso wie starke Formveränderungen eine Entzündung hervorrufen. Schwillt die entzündete Struktur an, entsteht innerhalb der Hufkapsel ein starker Druck auf die sensiblen Nerven. Dies führt meist zu stärkeren Schmerzreaktionen wie bei normalen Entzündungen der Haut.

Durch die Steilstellung der Hufkapsel (links im Bild) erfährt die Huflederhaut im Zehenbereich eine Überlastung durch Druck auf die Sohlenlederhaut und Überdehnung der Wandabschnitte im Zehenbereich, was zu einer Entzündung der Strukturen führt (erkennbar an der Rötung und Schwellung der Lederhaut im Zehenbereich der Hufwand und der Hufsohle):


Durch die entzündliche Schwellung innerhalb der Hornkapsel kommt es zu einer Pulsation der Hauptmittelfußarterie. Das Symptom der Rötung ist an der Hornkapsel nicht festzustellen. Wenn, dann tritt die Rötung verspätet in Form von Hämoglobinansammlungen (sogenannte Steingallen) an der Hufkapsel auf. Wärme lässt sich je nach Ausmaß der Entzündung mit der Hand fühlen. Unterschiedliche Temperaturen an den Hufregionen können anzeigen, wo die Entzündung liegt. Eine akute Entzündung innerhalb der Hornkapsel zeigt sich deutlich durch Lahmheit. Chronische Entzündungen führen in manchen Fällen zu Veränderungen der Hornkapsel.

Es wird unterschieden in die nicht infizierte (aseptische) und die infizierte (septische) Lederhautentzündung.

Die asptische Huflederhautentzündung
ist eine der häufigsten Erkrankungen der Huflederhaut und kann in allen Lederhautabschnitten vorkommen. Die Vorderhufe sind häufiger betroffen als die Hinterhufe.

Ursachen sind
• Quetschungen, Zerrungen, Dehnungen der Huflederhaut durch Fehlbelastungen einer nicht ausbalancierten Hufkaspel
• mechanische Traumen, die von außen auf die Hufkapsel einwirken wie Streich- und Greifverletzungen, anschlagen gegen die Wand/Hindernisstange, hohe und langanhaltende Geschwindigkeit auf hartem Boden
• mangelhafter Beschlag (Eisen nicht plan zugerichtet) zu eng/zu weit/zu kurz sitzende Eisen
• zu starkes Beschneiden des Hufes/Ausdünnen der Sohle, zu starkes Berunden des Tragrandes
• indirektes Vernageln, permanenter Druck falsch/stark angeschlagener Eisenkappen
• überlange Beschlagsperioden
• fehlerhaftes Abnehmen des Beschlages (Maul der Abnahmezange verursacht Sohlenquetschungen)
• zu starkes/zu langes Aufbrennen des Eisens (vor allem, nachdem die Sohle im Zehenbereich ausgedünnt wurde
• zu eng/falsch angepasste Hufschuhe; eng sitzende Trachtenriemen

Die Entzündung kann einen kleinen Teil der Lederhaut betreffen oder auf eine größere Fläche verteilt sein. Man unterscheidet die akute und die chronische Lederhautentzündung.

Die akute Huflederhautentzündung
Der Entzündungsreiz ruft eine Gefäßerweiterung hervor. Es bildet sich eine Entzündungsflüssigkeit, die sich in kleinen Hohlräumen ansammelt. Sie verursacht eine partielle Trennung der Huflederhaut von der Hornkapsel. Geringe Entzündungsprozesse heilen nach wenigen Tagen ab. Die Entzündungsflüssigkeit wird resorbiert und die Gewebeveränderungen bilden sich zurück.
Bei starken Entzündungsprozessen kommt es zur Bildung von nekrotischem Gewebe (Hufgeschwür).

Das betroffene Pferd kann eine geringe bis mittelgradige Stützbeinlahmheit zeigen. Die Lahmheit erscheint plötzlich und verschlimmert sich bei Bewegung auf hartem Boden und beim Bergablaufen, da der entzündete Teil der Lederhaut gegen die Hornkapsel gepresst und der Schmerz dadurch verstärkt wird. Ist der Trachtenbereich betroffen, zeigt das Pferd vermehrt eine Zehenfußung. Befindet sich die Entzündung im vorderen Bereich des Hufes, kommt es eher zu einer Trachtenfußung. Die Mittelfußarterie ist angefüllt und es kann zu einer verstärkten Pulsation kommen. Zudem können der Kronsaum und die Ballen angeschwollen sein. In manchen Fällen reicht die Schwellung bis hoch zum Karpal-/Tarsalgelenk. Das Pferd kann eine Reaktion beim Beklopfen (Perkussion) der Hufkapsel oder beim Abdrücken des betroffenen Abschnittes mit der Hufuntersuchungszange (Palpation) zeigen.

Die chronische Huflederhautentzündung
Wirkt der verursachende Reiz längere Zeit ein, entsteht eine chronische Lederhautentzündung. Es kann zu Veränderungen der Lederhaut kommen. Bei der chronischen aseptischen Lederhautentzündung sind die Symptome verringert. Eine Pulsation und eine entzündliche Schwellung sind oftmals nicht vorhanden. Das Pferd kann eine geringe Lahmheit zeigen. Die von der chronischen Entzündung betroffene Lederhaut produziert ein verändertes Horn, das eine mürbe und bröckelige Eigenschaft besitzt. Es kann zu einer Ringbildung an der Hornwand kommen. Bei länger anhaltenden chronischen Entzündungen der Lederhaut kann sich das Wandhorn verändern, es wirkt wie eine Baumrinde. Es können hohle oder lose Wände entstehen. Beim Sohlenhorn kann es zu gelblichen Verfärbungen kommen.

Die Behandlung
Zunächst muss die Ursache beseitigt werden (eingetretene Steine, zu enger Beschlag, Imbalancen der Hufkapsel). Ein fehlgestellter Huf sollte bearbeitet werden und es ist eine balancierte und tragfähige Hufkapsel herzustellen.
Im akuten Zustand sollte man für 3-4 Tage einen kühlenden und evtl. desinfizierenden Verband anlegen. Hilfreich ist hierbei ein Easyboot®RX Therapieschuh oder ein Equine Fusion Jogging Shoe, der den Verband schützt und dem Pferd ein zusätzliches Hufpolster schafft. Das Pferd sollte bis zum Abklingen der Symptome angemessen bewegt werden.

Der Übergang von einer Lederhautprellung mit folgender Entzündung bis hin zur Belastungsrehe kann sehr fließend sein!

Die septische Huflederhautentzündung
Sie wird durch eine bakterielle Infektion verursacht und entwickelt ein eitriges Exsudat. Ursachen können sein
• Stich-, Schnitt-, Riss- und Quetschverletzungen der Lederhaut
• Kronentritt
• Greifen, Streichen
• Nageltritt, Gabelstich
• direkte Vernagelung
• aufschneiden von Steingallen
• übergreifende Entzündungen von Mauke und Milbeninfektionen

Die infektiöse Lederhautentzündung kann an allen Bereichen der Lederhaut vorkommen und entsteht durch Verletzungen der Hornkapsel oder durch Eindringen von Keimen. Man unterscheidet die
• oberflächliche eitrige Entzündung
• tiefe eitrige Entzündung
• gangränöse (eitrig-faulig-fressende) Entzündung

Das betroffene Pferd zeigt eine starke Stützbeinlahmheit. Bei einer starken akuten Entzündung kann es sein, dass das Pferd den Huf nicht mehr belasten will. Wärme und Pulsation der Mittelfußarterie sowie entzündliche Schwellungen bis hoch zum Karpal-/Tarsalgelenk sind möglich. Der betroffene Abschnitt kann durch Perkussion oder Palpation mit der Hufuntersuchungszange eingegrenzt werden.

Bei der oberflächlichen infektiösen Huflederhautentzündung bildet sich ein grauer bis schwarzer Eiterherd (Hufgeschwür). Es entsteht ein mit Eiter gefüllter Hohlraum.

Man sollte warme Anguss- oder Sauerkrautverbände anlegen. Damit wird entweder die Resorption des Exusdates gefördert oder die Reifung des Prozesses beschleunigt. Auf keinen Fall schneidet man wahllos mit dem Hufmesser Löcher (Defekte) in den Huf, um das Hufgeschwür zu suchen.
In den meisten Fällen bricht der Abszess von sich aus an der Krone durch und entleert sich. Der Druck auf die Lederhaut mindert sich und das Pferd zeigt eine sofortige Besserung. Je nach Ausmaß des Defektes sollte ein polsternder Hufverband angelegt werden.
Bessern sich die Symptome nicht und bricht das Hufgeschwür nicht von alleine auf, legt man es frei, indem man einen Abflusskanal schafft, damit der Eiter abfließen kann. Das Pferd verspürt eine sofortige Druckentlastung und es kommt zu einer sofortigen Verbesserung der Lahmheit. Es sollte ein trichterförmiger Kanal geschnitten werden. Das Loch im Inneren darf nicht zu groß sein, damit die Lederhaut nicht vorfällt. Es sollte für die nächsten 2-3 Tage zum Schutz ein desinfizierender Hufverband angelegt werden. Man kann den entstandenen Defekt auch mit desinfizierenden Medikamenten (Jodoformäther, 5-10%ige Lösung) ausspülen. Je nach Ausmaß des Defektes ist ein Druckverband anzulegen, der einen Vorfall der Lederhaut verhindern und den gleichen Druck auf die Huflederhaut ausüben soll wie die Hornkapsel. Sobald sich der Defekt mit einer dünnen Schicht Horn bedeckt hat, kann der Huf für die nächsten Tage mit einem Easyboot®RX Therapieschuh oder einem Equine Fusion Jogging Shoe geschützt werden. Das Pferd ist während der Rehabilitation ausreichend und angemessen zu bewegen. Bis sich wieder eine ausreichend schützende Hornschicht über dem Defekt gebildet hat, sollte das Pferd mit einem temporären Hufschutz versehen werden.

Bei der tiefen eitrigen Huflederhautentzündung dringen die Eitererreger in tiefere Schichten der Lederhaut vor. Sie entwickeln durch ihre Stoffwechselprodukte und Toxine ein gelbes, dickflüssiges, zum Teil stinkendes Exsudat. Wenn der Prozess sich ausweitet, können die Sehnen, die Bänder, die Hufknorpel und die Knochen ebenfalls von der Entzündung betroffen sein. Es kommt zu Zusammenhangstrennungen der Huflederhaut und der Hornkapsel mit einer umfangreichen und tieferen Zerstörung des Gewebes. Nach dem Einschmelzen des Gewebes sammelt sich der Eiter in umschriebenen Höhlen und bildet einen Abszess.
Das Pferd geht hochgradig lahm und kann Fieber haben. Die eitrige Entzündung breitet sich lokal über den Blut- und Lymphweg aus. Die untere Gliedmaße kann stark anschwellen. Die Mittelfußarterie zeigt eine starke Pulsation und der Huf ist warm.
Wand- und Sohleneiterungen können sich spontan am Kronsaum entleeren. Meist muss das Hufgeschwür aber aufgeschnitten werden. Dafür wird das Horn trichterförmig entfernt, es ist auf einen glatten Anschluss an die unveränderte Lederhaut zu achten. Es ist dafür zu sorgen, dass sich der Abszess vollständig entleert. Danach wird der Defekt mit einer milden Desinfektionslösung gespült und mit einem Druckverband verschlossen. Dem Pferd wird Antibiotika verabreicht. Der Verband und der Huf kann mit einem Easyboot®RX Therapieschuh oder einem Equine Fusion Jogging Shoe geschützt werden. Man sollte dem Pferd während der Heilung ausreichende und angemesse Bewegung verschaffen.

Die gangränöse Huflederhautentzündung kann für das Pferd lebensbedrohlich werden. Sie kommt äußerst selten vor und wird auch als „feuchter Brand“ bezeichnet. Zu den Eitererregern kommen noch Fäulnisbakterien hinzu. Die Sehnen, Bänder, Hufknorpel und Knochen können infiziert werden. Der Eiter ist dünnflüssig, graurot bis schokoladenbraun und stinkt jauchig.
Das Pferd ist hochgradig lahm und hat Fieber. Sein Allgemeinbefinden ist gestört, es kann zu verminderter Futteraufnahme kommen. Die meiste Zeit über liegt das Pferd. Im Stand wird der betroffene Huf in der Schwebe gehalten und nur noch vorsichtig und meist auf der Zehenspitze abgesetzt. Die Mittelfußarterie pulsiert klopfend.
Die Therapie muss rechtzeitig erfolgen, damit das Pferd eine Chance auf vollständige Heilung hat. Alles, was von dem Abszess befallen ist, wird abgetragen. Der Defekt muss gespült und verbunden werden. Zudem erhält das Pferd Antibiotika.

ACHTUNG: Diagnosen werden immer vom Tierarzt gestellt! Der Hufexperte darf ein Hufgeschwür nicht vorsätzlich eröffnen. Es handelt sich hierbei um einen invasiven Eingriff, der nur von einem Tierarzt vorgenommen werden darf. Auch die anschließende Wundbehandlung und –versorgung ist von einem Tierarzt durchzuführen!

WICHTIG: Tetanusschutz überprüfen!

©Manu Volk


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